Wendigo
Hannoveraner Wallach
von Waidgesell
Tottraurig darüber, dass ich meine heißgeliebte Biene nicht mehr reiten konnte ging ich kurze Zeit später zu einem kleinen Privatstall, der ganz in der Nähe meiner Schule lag. Ich wusste dass die Pferde dort zu Christoph Kleimeyer zum Training gebracht wurden. Ich wurde mehrmals weggescheucht, ehe ich die Tochter der Stallbesitzerin antraf, die mich von Erbschlö kannte und mich fragte, ob ich nicht Lust hätte mich um Wendigo zu kümmern. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, wieviel Glück ich in diesem Moment hatte.
Wendigo war Springen und Dressur erfolgreich bis S gegangen. Wegen einer Lahmheit kam er ein paar Jahre auf dei Weide und wurde dann an einen Professor verkauft, der therapeutisches Reiten mit ihm machen wollte. Nachdem das nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte, ritt der Professor selber, bis sein Rücken nicht mehr mitmachte und er Wendigo auf einen Gnadenbrothof stellen wollte. In diesem Moment kam ich ins Spiel.
Nach ein paar Reitstunden bei der Tochter der Stallbesitzerin (die mich noch immer nicht gerne sah) klappte es ganz gut und man ließ mich ihm alleine.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nur eine blasse Ahnung was Dressurreiten ist und so dachte ich langsames Traben wäre versammeltes Traben. Eines Tages erinnerte ich mich daran, dass ich auf Erbschlö gesehen hatte, wie die Pferde manchmal auch ganz schnell gingen. Auf den Turnieren sprach man da von Mitteltrab und starkem Trab. Ich ritt also mit Wendigo auf die Diagonale und drückte die Beine zu. Wahrscheinlich dachte sich der Arme nach dem ganzen Geschleiche: "Endlich!" Ich merkte wie er hinten runter ging und nach vorne losschoss. Das war meine erste Trabverstärkung. Ich war begeistert! Anschließend lernte ich von ihm, dass man mit den Beinen nicht nur nach vorne, sondern auch seitwärts reiten kann. Uns so ritt ich bald Trab- und Galopptraversalen.
Als Wenigo richtig gut in Schuss war machte ich mit ihm mein kleines bronzenes Reitabzeichen und kurze Zeit darauf verliebte ich mich in meinen ersten Freund und hatte kein Interesse mehr am Reiten.
Wendigo kam auf den verdienten Gnadenbrothof. Er stand dort mit jungen Hengsten auf einer Weide und war der Chef. Ich habe ihn dort einmal besucht und ihm Möhren gebracht.
Er hat in der letzten Zeit vor dem Gnadenbrothof oft in seiner Box gestanden und vergeblich darauf gewartet, dass ich komme.
Jetzt ist es zu spät, aber es tut mir trotzdem leid.